publikationen von Bernhard Mosler

diskurs & Progress

Vor dem Ende des Regierens durch wenige zentral Regierende

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Bernhard Mosler

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David Runciman:

Die Frage für das 21. Jahrhundert lautet,  wie lange können wir mit institutionellen Arrangements durchhalten,  auf die zu vertrauen wir so gewöhnt sind,  dass wir es gar nicht merken, wenn sie nicht mehr funktionieren.  Zu diesen Einrichtungen gehören reguläre Wahlen als Grundlage demokratischer Politik,  aber auch demokratische Gesetzgebungsorgane,  unabhängige Gerichte und eine freie Presse.  Sie alle können ordnungsgemäß funktionieren und doch nicht mehr das leisten,  was sie leisten sollten.   Eine ausgehöhlte Demokratie läuft Gefahr,  uns in einem falschen Gefühl der Sicherheit einzulullen.

David Runciman:  So endet die Demokratie;   Frankfurt am Main 2020;   S. 9

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Aus repräsentativ parlamentarischer Demokratie hervorgehende Zentralregierungen haben sich in der Vergangenheit gegenüber Regierungsweisen mit mehr Merkmalen einer Diktatur alles mit allem betrachtet als geeigneter erwiesen,  individuellen Anliegen möglichst vieler betroffener Menschen zu genügen.  Wenn Unzulänglichkeiten parlamentarisch demokratisch zustandekommenden Regierens kritisiert wurden,  man keine Besserung und sich irgendwie damit zu arrangieren wusste,  nahm man dies hin und machte weiter wie zuvor.  Daran konnte man festhalten,  solange sich an den Daseinsbedingungen der betroffenen Menschen nicht zuviel änderte,  was die Anpassungsfähigkeit der praktizierten Regierungsweisen überfordert hätte.

Doch inzwischen haben sich unsere Daseinsbedingungen so sehr gewandelt,  dass wir uns nur noch die Zukunft nachfolgender Generationen sichernd behaupten können,  indem wir unsere Art des Regierens,  geschichtliche Erfahrungen berücksichtigend und Bewährtes beibehaltend,  in einigen Hinsichten weiterentwickeln.

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Uns unter komplexer gewordenen Daseinsbedingungen behaupten

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Je mehr Menschen,  tendenziell umso mehr Komplexität

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Je mehr Menschen gleichzeitig auf der Erde leben,  tendenziell umso öfter begegnen sich Menschen.  Bringen sie einander nicht um,  versuchen sie die eigenen Interessen wahrend miteinander auszukommen.  Je mehr und je vielgestaltiger sie einander beeinflussen,  voneinander abhängig werden,  tendenziell umso komplexer erscheinen ihre Daseinsbedingungen.

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Komplexe Bedingungen – individuelles Verhalten mit mehr Neben- und Fernwirkungen.

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Je komplexer Daseinsbedingungen von Menschen sind,  tendenziell umso eher löst ihr Verhalten über Beabsichtigtes hinausreichende Neben- und Fernwirkungen aus.  Tendenziell umso schwerer fällt es dem einzelnen sich verhaltenden Menschen,  beschränkt auf den Zugang zu disziplinärwissenschaftlichen und gelegentlich davon ausgehenden interdisziplinären Einsichten zu ermitteln,  was für Neben- und Fernwirkungen auf Basis des aktuell öffentlich zugänglichen nachrichtlichen und wissenschaftsbasierten Kenntnisstandes er mit einem bestimmten Verhalten wie wahrscheinlich auslöst oder auslösen könnte,  ob diese Neben- und Fernwirkungen gegebenenfalls eher förderlich oder abträglich im Sinne seiner persönlichen Anliegen sind oder wären.

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Auch zentrales Regieren mit mehr unbeabsichtigten Folgen

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Mit dieser Schwierigkeit,  mögliche Folgen bestimmten Verhaltens zu prognostizieren,  sind auch zentral Regierende im Auftrag oder geduldet von Millionen Staatszugehörigen konfrontiert – mit dem Unterschied,  dass Entscheidungen zentralen Regierens häufiger von vorneherein mit weitreichenderen Absichten verbunden sind.   Je komplexer Daseinsbedingungen von Menschen sind oder werden,  tendenziell umso eher verfehlen zentralregierende Personen mit bestimmten Maßnahmen Beabsichtigtes.  Häufen sich dabei verschiedene Probleme an,  die man eigentlich hätte lösen wollen und die nicht von alleine verschwinden,  dann besteht,   je komplexer die Verhältnisse,  umso eher die Gefahr,  dass sich die Probleme zusätzlich gegenseitig verstärken.  Dann treffen die zuständigen zentral Regierenden noch unwahrscheinlicher Entscheidungen,  die zur Linderung der Probleme führen.

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Nicht beherrschte Neben- und Fernwirkungen von Verhalten lassen Absichten der Zentralregierung wahrscheinlicher verfehlen

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Je komplexer Daseinsbedingungen von Millionen Staatszugehörigen sind,  tendenziell umso eher können die addierten Neben- und Fernwirkungen ihres jeweiligen Tuns und Unterlassens zusätzlich dazu beitragen,  dass Maßnahmen ihrer Zentralregierung beabsichtigte Ergebnisse verfehlen.  Tendenziell umso unfähiger werden einige wenige im Auftrag oder geduldet von Millionen Staatszugehörigen zentralregierende Personen,  von ihnen Erwartetes zu erfüllen.

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Zentral Regierende sind mit der Aufgabe überfordert,  ausreichenden Schutz von für uns unverzichtbarer Natur anzuführen

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Umso eher sind einige wenige im Auftrag oder geduldet von Millionen Menschen handelnde zentralregierende Personen mit der Aufgabe überfordert,  den Schutz von zu unser aller Existenz unverzichtbaren natürlichen Grundlagen anzuführen.

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Mensch muss natürliche Umgebung beeinflussen, stören oder zerstören

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Denn Menschen sind zu ihrer Existenz auf besondere natürliche Umweltbedingungen angewiesen.  Diese sind auf der Erde nur begrenzt vorhanden.

Kein Mensch kann existieren,  ohne in die ihn umgebende Natur einzugreifen,  ganz ohne diese zu beeinträchtigen oder Teile davon zu zerstören.

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Je mehr Menschen einer wachsenden Bevölkerung weltweit begrenzt verfügbare,  nicht nachwachsende oder adäquat substituierbare natürliche Umweltbedingungen verbrauchen,  umso größer wird das Risiko,  dass die übrig gebliebenen,  für ein Leben der Menschheit auf der Erde unverzichtbaren natürlichen Umweltbedingungen nicht mehr ausreichen.  Umso mehr Aufmerksamkeit so vieler Menschen in ihren individuellen Befindlichkeiten wie möglich bedarf es,  dies zu verhindern.

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Menschen können unverzichtbare natürliche Umwelt mehr oder weniger belasten

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Menschen können in besonderen individuellen Befindlichkeiten unterschiedlich frei sein,  sich so zu verhalten,  dass für die Menschheit existenziell unverzichtbare natürliche Umweltbedingungen eher länger erhalten bleiben oder eher verlorengehen.

Die vielen Menschen zusammen betrachtet haben unzählige Möglichkeiten,  zu unserer Existenz unverzichtbare natürliche Ressourcen absichtlich oder unabsichtlich so zu beeinflussen,  dass diese eher unwiederbringlich verschwinden oder eher erhalten bleiben.

Hat beispielsweise ein Mensch über das unmittelbar Anstehende hinaus noch etwas im Leben vor und die Wahl,  sein Geld in ein Getränk zu investieren,  um sich vor dem Verdursten zu retten,  oder einer zentralregierenden Person zu folgen,  Geld für ein Projekt zum Schutz unverzichtbarer Natur zu spenden,  dann entscheidet er sich in seinem eigenen Kopf für das Getränk.  Denn wenn er sein Geld spendete,  dann wäre er voraussichtlich in einer Woche tot.

Ein anderer Mensch befindet sich in einer anderen Lage:   Ihm mangelt es nicht an Getränken und anderen Lebensmittelvorräten.  Er verfügt über Geld,  das er spenden oder für Vergnügungen ausgeben kann.  Da er möchte,  dass auch nachfolgende Generationen noch auf der Erde leben können,  spendet er Geld für das Projekt zum Naturschutz.

In die besondere individuelle Befindlichkeit desjenigen,  der die Spende ablehnt,  versetzt sich die zentralregierende Person so unwahrscheinlich wie in die Befindlichkeit des Spenders,  wie in die Befindlichkeiten der Millionen ihr persönlich unbekannten anderen Menschen,  an die sie ihren Aufruf richtet.

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Mensch wird Informationen von außen selektiv gewahr – mehr Aufmerksamkeit fürAuswahl davon

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So wie ein Mensch beschaffen ist,  wird er nur eines Teils der auf ihn zuströmenden Informationen gewahr.  Aus diesen selektiert er einige wenige Informationen,  mit denen er sich genauer beschäftigt.  Als Staatszugehöriger,  der Entscheidungen nur für sich selbst,  als Leiter einer Gruppe oder zentral regierend trifft,  kann er Aspekte des Schutzes unserer Natur in seinem Verhalten mitberücksichtigen oder vernachlässigen.

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Politiker erfüllen auch Wünsche, wenn dadurch unverzichtbare Natur verlorengeht

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Man stelle sich eine repräsentativ parlamentarisch zustande gekommene Zentralregierung vor.  Die Abgeordneten der in das Parlament gewählten Parteien und die regierenden Mandatsträger sind darum bemüht,  Wünsche derjenigen zu erfüllen,  die sie gewählt haben und die sie vielleicht einmal wählen könnten.

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Immer gibt es Menschen,  denen momentan anderes dringlicher oder begehrenswerter erscheint als Maßnahmen für mehr Schutz unverzichtbarer natürlicher Umweltbedingungen.  Wer ausreichend lautstarken oder erpresserischen Druck auf zentral entscheidende Personen auszuüben versteht,  kann diese dazu bewegen,  knappe verfügbare Mittel für Zwecke einzusetzen,  deren Verwirklichung die Schädigung oder Zerstörung unverzichtbarer natürlicher Umwelt inkauf nimmt.  Je mehr Personen eine für Parteipolitiker bedeutsame Gruppe von Wahlberechtigten bilden und gemeinsam dem Schutz unverzichtbarer natürlicher Umwelt Abträgliches von den betreffenden Politikern verlangen,  tendenziell umso eher erfüllen diese die Forderung.  Auch mag der eine oder andere über politische Eingriffe Mitentscheidende dafür anfällig sein,  sich mit der Aussicht auf politikferne persönliche Vorteile für etwas einzusetzen,  das unverzichtbarer natürlicher Umwelt schadet.

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Der Aufmerksamkeit einiger weniger zentral regierender Personen entgehen eher maßgebliche Gefährdungen unserer Natur

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Je weniger Menschen sich von ihren individuellen Befindlichkeiten aus mit spezifischen Gefahren der Schädigung für uns unverzichtbarer natürlicher Grundlagen befassen,  tendenziell umso eher erfahren besondere naturschwächende Tendenzen nicht die zu unserer Existenzsicherung erforderliche Aufmerksamkeit.

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Einige wenige zentralregierende Personen und deren beratende Fachleute können ihre natürlich begrenzte Aufmerksamkeit nicht so auf die vielen unterschiedlichen Gefährdungen unserer für unverzichtbar gehaltenen natürlichen Grundlagen sowie Maßnahmen zu deren Rettung verteilen,  wie dies Millionen betroffenen Menschen,  ausgestattet mit der dazu erforderlichen persönlichen Kompetenz,  möglich wäre.

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Konsequenz

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Möglichst viele Menschen weltweit müssen für den Schutz unserer Natur zuständig sein

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Je mehr Menschen sich von ihren individuellen Befindlichkeiten aus mit spezifischen Gefahren der Schädigung für uns unverzichtbarer natürlicher Grundlagen befassen,  tendenziell umso eher werden für uns relevante naturzerstörende Tendenzen früh genug erkannt,  sodass diese eher die nötige Aufmerksamkeit finden und bekämpft werden können.

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Deshalb bedarf es so vieler ihrer Sinne mächtiger Personen weltweit wie möglich,  die dazu in der Lage sind,  in ihren individuellen Befindlichkeiten auf alles,  was sie selbst als naturbedrohlich zu erkennen meinen,  öffentlich aufmerksam zu machen.

Je mehr Menschen auf das gleiche naturbedrohlich Erscheinende im digitalen Informationsnetz zweiter Struktur aufmerksam machten,  tendenziell umso mehr Menschen bemühten sich in digitalen und anderen Recherchen darum,  die besondere Gefahr für unsere Natur zu verifizieren und vom Ergebnis abhängig nach geeigneten Maßnahmen zum Schutz der betreffenden Natur zu suchen.  Angenommen, die Recherchierenden fänden solche Maßnahmen.  Je mehr Menschen diese befolgten,  tendenziell umso wirksamer könnten ihre addierten Beiträge zum Schutz der betreffenden Natur sein.

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Dann wären die Chancen am relativ besten,  dass aus möglichst wenigen tatsächlichen Gefahren ohne adäquate Gegenwehr Schäden an unverzichtbaren natürlichen Grundlagen entstehen.

Erkennt man dies an,  dann folgt daraus hinsichtlich des Schutzes unserer Natur eine Führung des Staates,  die das einigen wenigen Personen überlassene zentrale Regieren hinter sich lässt zugunsten eines permanenten sich in das Regieren Einbringens vieler,  ideal aller ihrer Sinne mächtigen Staatszugehörigen,  soweit ihre jeweiligen persönlichen Anliegen tangiert sind.  Ein solches Regieren,  auf das mehr Staatszugehörige Einfluss nähmen,  wäre symmetrischer als ein Regieren einiger weniger Personen im Auftrag oder geduldet von Millionen Betroffenen.

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Was Kämpfe um Hegemonie stoppen könnte