* 1951, stieß ich nach meiner Gymnasialzeit während meiner Ausbildung zum Industriekaufmann im Jahr 1971 auf Schriften des Friedrich August von Hayek. Etwas in „The Road of Serfdom“ („Der Weg zur Knechtschaft“) von 1944 ließ mich seither nicht mehr los:
„Einer wirksamen Wirtschaftsüberwachung oder Planung würde nichts im Wege stehen, wenn die Verhältnisse so einfach wären, dass eine einzelne Person oder ein einzelner Ausschuss alle bedeutungsvollen Tatsachen wirklich übersehen könnte. Erst in dem Maße, wie die Faktoren, die zu berücksichtigen sind, so zahlreich werden, dass man die Übersicht verliert, wird die Dezentralisierung notwendig. Aber ist einmal die Dezentralisierung geboten, so taucht das Problem der Koordinierung auf, einer Koordinierung, welche es den einzelnen Wirtschaftspartnern erlaubt, ihre Tätigkeit den Gegebenheiten, die nur sie selber kennen können, anzupassen, und welche doch nach allen Seiten zu einer Abstimmung der individuellen Wirtschaftspläne führt. Da die Dezentralisierung notwendig geworden ist, weil niemand verstandesmäßig alle Faktoren abwägen kann, die auf die Entscheidungen so vieler Individuen einwirken, liegt es auf der Hand, daß die Koordinierung nicht durch ‚bewußte Überwachung‘ verwirklicht werden kann, sondern nur durch eine Einrichtung, die jedem Glied des Produktionsprozesses die Daten bekanntgibt, die es kennen muß, um seine Entscheidungen auf die anderer abstimmen zu können. Und da niemals alle Einzelumstände, die fortwährend auf die Bedingungen von Angebot und Nachfrage der verschiedenen Waren einwirken, einer einzigen Zentrale bis ins Letzte bekannt sein und die Daten von ihr nicht schnell genug gesammelt und verbreitet werden können, braucht man einen Registrierapparat, der automatisch alle bedeutungsvollen Wirkungen der individuellen Handlungen aufzeichnet, deren Angabe zugleich Wirkung und Ursache aller individuellen Entscheidungen ist.“
(Friedrich August von Hayek: Der Weg zur Knechtschaft – München 1994; S. 73f.)
Was ist die „Einrichtung, die jedem Glied des Produktionsprozesses die Daten bekanntgibt, die es kennen muss, um seine Entscheidungen auf die anderen abstimmen zu können“?
Schnell klar ist: Das Bereitstellen des gesuchten Instrumentes erfordert die Mitwirkung von Experten der Volkswirtschaftslehre und anderer wissenschaftlicher Disziplinen als Zusammenträger und Deuter von Informationen, die eine bestimmte Gegebenheit auf Weisen beschreiben, für deren Gültigkeit ein allgemein anzuerkennender Nachweis erbracht werden kann und die jeweils für eine Mehrzahl von Menschen relevant sind oder sein könnten. Aber das genügt nicht. Permanent müssen sich alle einzelnen ihrer Sinne mächtigen Teilnehmer, die stets auf fast allen Gebieten Laien sind, auf Basis ihrer individuellen Befindlichkeiten, subjektiven Sichtweisen, Anliegen und der aktuellen komplexen und systemoffenen Umwelt mit in ihren Köpfen getroffenen Entscheidungen in die Gestaltung der Gemeinschaft einbringen. An die Kompetenz, die sie addiert mit ihren Kopfentscheidungen im Umgang mit den gerade gegebenen komplexen Bedingungen zeigen und im Interesse der Funktionsfähigkeit des gemeinsamen Ganzen darstellen müssen, kommen niemals das Urteilsvermögen und Entscheidungen einiger weniger Experten mit disziplinärwissenschaftlichen oder interdisziplinären Denkansetzen heran. Kein irgendwie disziplinärwissenschaftlich qualifizierter Experte kann sich so in einen anderen Teilnehmer und die für diesen relevanten Umweltbedingungen hineinversetzen, dass er statt seiner die Entscheidungen ohne Vernachlässigung individuell existenzrelevanter Informationen treffen könnte. Sein Versagen multipliziert sich, wenn es darum geht, sich hinreichend in Millionen Teilnehmer hineinzuversetzen. Dazu bedarf es einer ergänzenden, disziplinäre beziehungsweise interdisziplinäre Denkrahmen übersteigenden Herangehensweise, die imstande ist, jedem einzelnen, seiner Sinne mächtigen Teilnehmer anzubieten, sich für die von ihm zu leistenden Beiträge genügend zu qualifizieren.
Der Bereitstellung des Angebotes setzt Kreativität voraus. Weil das Formulieren der erforderlichen Ideen meinem Begabtsein entspricht, war und ist der Weg dahin erfüllend für mich.