publikationen von Bernhard Mosler

diskurs & Progress

Mehr Kopfkompetenz oder Entflechtung von Komplexität?

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Bernhard Mosler

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Wäre statt Erweiterung der individuellen Kompetenz

im Umgang mit lebensweltlicher Komplexität deren Entflechtung erstrebenswerter?

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Ein Grund gegen den Erwerb umfänglicherer Kompetenz,  unter komplexen Daseinsbedingungen im eigenen Kopf Entscheidungen treffen zu können,   ist schnell gefunden:   Eine solche höhere Kompetenz müsste wissenschaftsbasiert sein.   Seitdem die Menschheit nach und nach in verschiedenen Bereichen und Aspekten der Erkundung unserer Welt beim wissenschaftsbasierten Begreifen angekommen ist,  erfolgte dies immer disziplinär und gelegentlich von da ausgehend interdisziplinär.   Jeder,  der relativ dazu eine höhere Kompetenz erlangen wollte,   müsste ideal Experte in allen Wissenschaftszweigen werden,   die den Kosmos in irgendwelchen Hinsichten genauer zu begreifen versuchen.   Das ist unmöglich.

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Folglich,  so könnte argumentiert werden,  ist die umfänglichere lebensweltliche Kompetenz ein unerreichbares Ziel mit der Konsequenz:   Wenn von Menschen geschaffene Daseinsbedingungen so komplex sind oder werden,  dass Menschen damit nicht mehr in existenzsicherndem Maße zurechtkommen,  dann muss man komplexe Verhältnisse so weit entflechten wie zur Existenzsicherung von Menschen erforderlich. 

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Dies würde bedeuten:   mehr Bevormundung von Millionen Menschen durch einige wenige zentral entscheidende Personen;   mehr zentral verfügte Gebote und Verbote sowie Nutzung aller verfügbaren technischen Mittel der Überwachung,  um die Vorgaben durchzusetzen;   Verbot der Anwendung bestimmter,  die Komplexität erhöhender Produkte;   Unterbindung von Teilen des weiteren wissenschaftsbasiert anwendungstechnischen Fortschrittes und damit auch weniger Ausschöpfen von betriebs- beziehungsweise volkswirtschaftlichen Potentialen als möglich wäre;   Einschränkung individueller Menschenrechte,  womöglich hinunter bis nicht weit oberhalb des Tierschutzes.  Es mag sein,  dass Menschen in einigen Staaten dies hinnehmen würden.   Aber es ist unwahrscheinlich,  dass sich Menschen weltweit dermaßen in ihren Entfaltungspotentialen einschränken ließen.

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 Solche Einschränkungen bräuchten Menschen,  die sich dagegen wehrten und denen das digitale Informationsnetz zweiter Struktur für Recherchen zum Beurteilen komplexer Befindlichkeiten zur Verfügung stünde,  eher nicht zu akzeptieren.   Je mehr Menschen das Informationsnetz zweiter Struktur im Sinne ihrer persönlichen Anliegen nutzten beziehungsweise sich die zweite Forschungsstruktur zu eigen machten,  tendenziell umso erfolgreicher und wettbewerbsfähiger in der Daseinsgestaltung könnten sie im Vergleich zu Menschen sein,   die auf die Nutzung digitaler Informationsnetze erster Struktur beschränkt geblieben sind.    Die zur umfänglicheren persönlichen Kompetenz im Umgang mit komplexen Gegebenheiten und den damit sich eröffnenden Möglichkeiten der Anwendung strebenden Menschen in allen Regionen der Erde aufzuhalten,  würde vermutlich keine Zentralregierung eines Staates und kein Staatenbündnis mächtig genug sein.

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Mehr Wertschätzung individueller Entscheidungsfreiheit