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… beim Streben nach möglichst viel Ablauf
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Bernhard Mosler
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Die folgende Beschreibung verwendet die Terminologie des Gedankenmodells in Das Einzigartige weg vom Einen (2006).
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Jeder von Menschen unmittelbar oder mit technischem Gerät erkennbare substanzielle Körper im Universum, der von anderen Körpern abgegrenzt definierbar ist, strebt nach möglichst viel Ablauf beziehungsweise möglichst wenig Vorstellung.
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Ein substanzieller Körper 1 strebt in seiner höchsten Organisationsgradfolge nach möglichst viel Ablauf. Aber auch in seinen niedrigeren Organisationsgradfolgen streben alle seine substanziellen Teilkörper für sich alleine und mit anderen Körpern zusammen nach möglichst viel Ablauf.
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Je mehr Ablauf ein substanziellerTeilkörper in dem größeren substanziellen Körper 1 erlangt, tendenziell umso eher bleibt der Teilkörper im Körper 1 . Je größer der Anteil derjenigen substanziellen Teilkörper ist, die mehr Ablauf im Körper 1 als außerhalb von diesem erlangen, tendenziell umso besser gelingt es ihnen, sich gemeinsam zu koordinieren. Tendenziell umso beständiger ist der substanzielle Körper 1 .
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Hingegen je weniger Ablauf ein substanzieller Teilkörper in dem größeren substanziellen Körper 1 erlangt, tendenziell umso eher verlässt der substanzielle Teilkörper den Körper 1 . J e größer der Anteil derjenigen substanziellen Teilkörper ist, die weniger Ablauf im Körper 1 als außerhalb erlangen und deswegen den Körper 1 verlassen, tendenziell umso eher endet der Körper 1 .
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Dazu sind substanzielle Teilkörper nur fähig, wenn sie jeweils über Freiheitsgrade verfügen, sich für ein bestimmtes Verhalten oder ein anderes, gegen weniger für mehr Ablauf zu entscheiden. Auch der ganze substanzielle Körper 1 ist auf diese Freiheit angewiesen, um möglichst viel Ablauf zusammen mit Körpern seiner Umgebung erlangen zu können.
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Für einen Staat aus Menschen bedeutet dies:
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Jeder Mensch ist ein substanzieller Körper und strebt nach möglichst viel Ablauf.
Jeder substanzielle Teilkörper, der an einem Menschen mitwirkt, strebt nach möglichst viel Ablauf.
Jeder Mensch ist Ausdruck koordinierten Verhaltens einer großen Zahl von Teilkörpern. Alle zum Menschen beitragenden substanziellen Teilkörper und der Mensch als Entität streben nach möglichst viel Ablauf beziehungsweise möglichst wenigen Vorstellungen. Der Saldo dessen, was soviel Ablauf aller Teilkörper ausmacht, dass diese einen Menschen darstellen und in ihm zusammenbleiben, drückt sich im Streben des Menschen nach möglichst viel Ablauf auf seiner höchsten Organisationsgradfolge nach außen und damit auch in seinem Verhalten als Staatszugehöriger aus. Was für den ganzen Menschen möglichst viel Ablauf bedeutet, bestimmen die vielen, zu ihm beitragenden Teilkörper durch ihr jeweils eigenes Streben nach möglichst viel Ablauf mit.
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Eine Anzahl Menschen bilden einen Staat. Der Staat stellt das dar, was diese Menschen und Einflüsse jenseits der Staatsgrenzen existierender Menschen und anderer Körper auf den Staat aus diesem machen. Wäre die Bevölkerung kleiner oder größer, bestünde sie aus etwas anders geprägten Menschen mit teilweise anderen Befähigungen und persönlichen Anliegen, dann wäre der Staat in besonderen Hinsichten anders.
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Niemand kann so fühlen und denken, was einem anderen Menschen in dessen besonderer Befindlichkeit bestimmte erfüllte Anliegen bedeuten, was dessen besondere offene Wünsche in welcher Rangfolge sind, mit deren Erfüllung dieser mehr und möglichst viel Ablauf erreichen könnte, wie der betreffende seiner Sinne Mächtige selbst.
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Noch viel weniger gelingt es einer zentral regierenden Person, im eigenen Kopf alle relativ gleichbleibenden wie auch sich wandelnden individuellen Anliegen jedes einzelnen von Millionen Staatszugehörigen zu registrieren und koordinierend zu bedenken, dass die Folgen von in all deren Namen zentral getroffenen Entscheidung mit besonderen Anliegen jedes Einzelnen möglichst vereinbar sind.
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Auch so vollständig wie möglich digital gesammelte Informationen könnten der zentralregierenden Person nur allzu mangelhafte Kenntnis von den einzigartig kombinierten Anliegen der vielen Einzelnen vermitteln. Einmal abgesehen von der natürlich begrenzten geistigen Kapazität des zentral Entscheidenden und dem sich daraus ergebenden Zwang, seine Aufmerksamkeit auf eine Auswahl von Informationen über andere Menschen zu begrenzen, entginge diesem all das von den Anliegen der einzelnen Anderen, was nicht als Information in digitaler Sprache speicherbar ist. Wohin das Orchester der nach möglichst viel Ablauf strebenden substanziellen Teilkörper saldiert den einzelnen Menschen in seiner höchsten Organisationsgradfolge drängt, vermag sogar er selbst nicht unbedingt immer in einer kommunizierbaren Sprache auszudrücken.
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Je mehr im Staat von zentraler Stelle bestimmt wird, je weniger dies mit den besonderen Anliegen jedes einzelnen Staatszugehörigen abgestimmt ist, der sich an Vorgaben halten soll, tendenziell umso eher tendenziell umso mehr von den Vorgaben Betroffene, umso mehr von deren jeweiligen Teilkörpern erreichen als Staatszugehörige zu wenig Ablauf für sich.
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Treffen einige wenige zentralregierende Personen stellvertretend für Millionen Menschen Entscheidungen, dann sind deren Folgen nicht unbedingt mit allen ihren persönlichen Anliegen vereinbar. Zentral initiierte Handlungen können mit Anliegen relativ vieler Betroffener oder bloß mit Anliegen eines kleineren Teils der Bevölkerung übereinstimmen. In einem besonders ungünstigen Fall schadet eine zentral bestimmte Maßnahme Anliegen aller Staatszugehörigen.
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Je mehr Staatszugehörige wegen zentral bestimmter Maßnahmen zu wenig Ablauf für sich erlangen, tendenziell umso schlechter funktioniert das Zusammenleben im Staat. Tendenziell umso gefährdeter ist das Gemeinwesen, im Chaos zu versinken.
Auch wenn in einer besonderen lebensweltlichen Entwicklung niemand oder nur wenige bewusst (in ihrer jeweiligen höchsten Organisationsgradfolge) einen solchen Zusammenbruch wollen oder gleichgültig in Kauf nehmen, kommt es trotzdem dazu, wenn in relativ vielen Staatszugehörigen ein wirkmächtiger Anteil von Teilkörpern zu wenig Ablauf zustandebringt, das bewusste Wollen dieser Menschen überstimmt und auseinander strebt.
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Je abträglicher die Folgen zentral getroffener Entscheidungen der Erfüllung von Anliegen der vielen einzelnen Staatszugehörigen sind, tendenziell umso weniger gelingt es diesen, im gemeinsamen Staat möglichst viel Ablauf für sich persönlich zu erlangen. Tendenziell umso mehr Vorstellungen entstehen ihnen. Tendenziell umso mehr verlieren Staatszugehörige in ihrer jeweiligen höchsten Organisationsgradfolge die Kontrolle über von den Gegebenheiten wegdrängende Teilkörper. Tendenziell umso stärker wird deren Wunsch, diese Menschen, wie sie sind, zu beenden. Tendenziell umso mehr Unzufriedenheit und Enttäuschung über scheiternde individuelle Lebensentwürfe machen sich unter den Betroffenen breit.
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Um je mehr Staatszugehörige es sich handelt, tendenziell umso eher schwächelt der gemeinsame Staat. Tendenziell umso eher gerät er in Turbulenzen, die niemand mehr beherrscht. Dies kann sich auf verschiedene Weisen ausdrücken: zum Beispiel als eine ökonomische Krise punktuellerer oder regionalerer bis hin zu weltweiter Ausstrahlung; als Verfall öffentlicher Sicherheit; als Bürgerkrieg; als das Hineinschlittern in einen internationalen heißen Krieg.
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Dem gegenüber je weitreichender zentral getroffene Maßnahmen Anliegen vieler einzelner Staatszugehöriger zugute kommen, tendenziell umso besser gelingt es diesen, gemeinsam möglichst viel Ablauf zu erreichen. Tendenziell umso weniger Vorstellungen aus Mangel an gemeinsamem Ablauf entstehen ihnen. Tendenziell umso weiter sind sie von menschengemachten Brüchen in gemeinsamen Teilbereichen und Teilaspekten oder vom Auseinanderfallen des gemeinsamen Staates entfernt.
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Mit dem Zugang zum digitalen Informationsnetz zweiter Struktur und der damit einhergehenden größeren Befähigung zu symmetrischerem Regieren wäre am ehesten die größtmögliche individuelle Freiheit der vielen einzelnen Staatszugehörigen zu gewährleisten, ihre besonderen Anliegen im Staat zur Geltung zu bringen. Je besser ihnen dies gelänge, tendenziell umso mehr Ablauf erreichten die einzelnen am Staat Teilnehmenden beziehungsweise ihre jeweiligen Teilkörper gemeinsam. Tendenziell umso mehr Zusammenhalt und symmetrischeres Regieren brächten sie gemeinsam zustande. Tendenziell umso gefeiter wären sie gegen menschengemachte Katastrophen.
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Je mehr Menschen weltweit symmetrischer mitregierten, tendenziell umso mehr Gelegenheiten ergäben sich für diese Menschen, möglichst viel persönlichen Ablauf zu verwirklichen. Recherchen im Netz zweiter Struktur könnten ihnen das Finden solcher Gelegenheiten tendenziell erleichtern.
Regierten in einigen Staaten bereits relativ viele Menschen symmetrischer mit, während das symmetrischere Regieren in anderen Staaten erst wenig verbreitet ist, gingen von letzteren immer noch größere Gefahrenquellen menschengemachter Katastrophen wie internationaler heißer Kriege aus. Solche Gefahren nähmen tendenziell umso mehr ab, je größere Bevölkerungsanteile in Staaten weltweit symmetrischer mitregierten.
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Insoweit sich lebensweltliche Befindlichkeiten der Bildung von aus Menschen bestehenden Staaten unter das begriffliche Schema des Gedankenmodells widerspruchsfrei subsumieren lassen, könnte dies Handlungsoptionen zum Schutz vor menschengemachten Turbulenzen und gegen das unregierbar Werden von Staaten eröffnen, die über alles hinausgehen, was man diesbezüglich bisher schon versucht hat.
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Solche Optionen wahrzunehmen erscheint umso dringlicher, je mehr Menschen weltweit mehr Lebenskomfort für sich einfordern, je mehr Menschen bei nicht entsprechend erweiterbarer bewohnbarer Fläche gleichzeitig existieren und infolgedessen Verteilungskämpfe um knappe begehrte Güter entsprechend an Häufigkeit und Schärfe tendenziell zunehmen.
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