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Bernhard Mosler
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Für die zweite Forschungsstruktur spricht soviel,
wie sie den Unzulänglichkeiten im disziplinären und interdisziplinären Forschen entgegenzusetzen vermag, insbesondere … .
wie sie den Unzulänglichkeiten im disziplinären und intisziplinären Forschen entgegenzusetzen vermag, insbesondere … .
… wenn es zu Fehlern im Sinne bestimmter Intentionen beim Beschreiben komplexer Forschungsgegenstände kommt,
weil Menschen naturbedingt Informationen selektiv wahrnehmen und die disziplinäre Forschungsstruktur dem Mangel zu wenig entgegensetzt
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Wie alle anderen Menschen müssen Forschende mit der naturbedingten Begrenztheit zurechtkommen, aus einer relativ großen Zahl von auf sie zuströmenden Informationen nur eine relativ kleine Teilmenge an sich heranlassen und einem noch kleineren Teil davon besondere Aufmerksamkeit widmen zu können. Infolgedessen begreift ein Forschender einen zu betrachtenden Gegenstand tendenziell umso unzulänglicher im eigenen Kopf, je komplexer der Gegenstand ist. Tendenziell umso eher weicht der Forschende – beschränkt auf die disziplinäre und von da gelegentlich ausgehend interdisziplinäre Forschungsstruktur – in seiner Beschreibung des Gegenstandes von dessen Gegebenheiten ab. Tendenziell umso eher macht er die unzulänglichen Annahmen zur Voraussetzung weiterführender wissenschaftlicher Aussagen, die den Gegenstand zu ungenau im Sinne bestimmter Intentionen erfassen. Tendenziell umso größer ist die Gefahr, dass aufgrunddessen jenseits der Wissenschaft Entscheidungen für bestimmtes Verhalten getroffen werden, die Beabsichtigtes verfehlen.
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… wenn in Publikationen unbekannt viel brachliegt,
das hervorgehoben sich als erkenntnisdienlich erweisen könnte
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Je größer die Zahl der für einen disziplinär Forschenden relevanten Publikationen ist, einem umso geringeren Anteil davon kann er seine Aufmerksamkeit widmen. Ein je größerer Teil der Publikationen aus wissenschaftlichen Disziplinen, die das Universum in bestimmten Hinsichten exakter zu beschreiben versuchen, nicht viel mehr Forschenden als dem jeweiligen Autor bekannt wird, tendenziell umso wahrscheinlicher sind darunter Beiträge, die in den Erkenntnisfortschritt einfließen könnten, mangels Aufmerksamkeit dafür aber nicht zu entsprechender Geltung gelangen.
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… wenn gegenseitige Prüfung und Anregung eingeschränkt werden
und sich dadurch der Erkenntnisfortschritt verlangsamt
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Nehmen innerhalb einer wissenschaftlichen Disziplin die Informationen, Meinungen und einstweilen als gesichert geltenden Erkenntnisse immer mehr zu, und wird damit ein Fachgebiet für die daran Mitwirkenden zu unübersichtlich, liegt es nahe, sich mit dessen Aufteilung in mehrere Wissenschaftszweige zu behelfen, damit der Einzelne sein Gebiet noch einigermaßen beherrschen kann. Aber die damit entstehenden zusätzlichen Barrieren reduzieren tendenziell die gegenseitige Prüfung und Anregung unter Forschenden. Dies behindert den Fortschritt in Erkenntnissen dort, wo mehr gegenseitige Prüfung Umwege des Irrtums sowie wiederholtes Erforschen von bereits hinreichend Erforschtem vermeiden, wo mehr gegenseitige Anregung den Gewinn zusätzlicher Einsichten beschleunigen könnten.
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… wenn Barrieren zwischen wissenschaftlichen Disziplinen
das Vernachlässigen von Zusammenhängen begünstigen
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Mit je engeren Ausschnitten oder Aspekten des Universums sich Forschende eines bestimmten Zweiges oder interdisziplinären Projektes befassen, tendenziell umso mehr entziehen sich Zusammenhänge des Universums oder großer definierter Teile daraus ihrer Aufmerksamkeit. Solche Zusammenhänge in den Mittelpunkt der Betrachtung zu rücken, erscheint angesichts permanent zunehmender wissenschaftsrelevanter Informationen allein disziplinär-interdisziplinär immer schwerer möglich.
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… wenn knappe Mittel zur Förderung disziplinärer und interdisziplinärer Forschung zu wenig an den Erfolgsaussichten der zur Wahl stehenden Projekte orientiert zugeteilt werden, weil es Entscheidern darüber an sachspezifischem Urteilsvermögen mangelt
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Für Personen, die ohne sachspezifisches Qualifiziertsein aus einer größeren Zahl von Forschungsplänen einen oder eine Mehrzahl zur Förderung auszuwählen haben, wäre das der zweiten Forschungsstruktur eigene digitale Informationsnetz für diesbezügliche Recherchen soviel nützlicher als digitale Informationsnetze der ersten Struktur, wie es den Entscheidern erleichtern würde, sich im eigenen Kopf beim aktuell allgemein digital verfügbaren Kenntnisstand ein sachlich begründetes Urteil über die Erfolgsaussichten eines besonderen wissenschaftlichen Projektes als solches und im Vergleich zu anderen Projekten bilden zu können.
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Wodurch sich das digitale Informationsnetz zweiter Struktur auszeichnet