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… mit der Verbesserung schwer erträglicher Lebensbedingungen begegnen
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Bernhard Mosler
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Je mehr Menschen von da, wo sie in Afrika oder einem anderen Erdteil leben, weil nicht länger geduldet, vertrieben werden, umso mehr Menschen versuchen, anderswo sesshaft zu werden. Je mehr Menschen die Lebensbedingungen an ihrem Aufenthaltsort unerträglich finden, tendenziell umso mehr von ihnen ziehen aus eigenem Entschluss weg und gelangen anderswohin, wo sie Günstigeres für sich erhoffen. Geographisch nächstliegend kommt dafür ein anderer Landesteil infrage, dann benachbarte und weiter entfernte Staaten, bevorzugt solche, die aus ihrer Heimat Vertriebenen und Geflüchteten relativ günstige Startbedingungen verheißen. Dazu zählen auch einige Staaten in Europa.
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Die Aufnahmekapazitäten aller Zielländer sind begrenzt. Davon bilden die europäischen keine Ausnahme. Nicht überall werden Einwanderer, die erst einmal mehr zur Last fallen als selbst zum Gemeinwohl beitragen, mit offenen Armen empfangen. Nicht alle Migranten sind dazu in der Lage oder Willens, sich ausreichend an die Verhältnisse in den europäischen Ländern anzupassen, wo sie bleiben wollen oder müssen. Dies kann schwer lösbare und lange nachwirkende soziale Konflikte auslösen. Umso dringender gilt es, die Lebensbedingungen in den Herkunftsländern für möglichst viele Menschen so weit zu verbessern, dass sie sich nicht mehr zur Auswanderung veranlasst oder genötigt sehen.
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Felix Ahlers:
„S…Kaffee ist nicht teurer als vergleichbare trommelgeröstete Kaffees. Aber durch die Verarbeitung im Ursprung erhalten die Äthiopier 60 Prozent mehr als beim Export von unverarbeitetem Kaffee. Das hilft der Entwicklung des Landes.“
Frosta-Chef Felix Ahlers: ‚Der Paprika-Gürtel wandert jedes Jahr 100 Kilometer nach Norden‚ – Felix Ahlers im Interview mit Katrin Terpitz; Handelsblatt online, 20.1.2024
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Entwicklungszusammenarbeit als Mittel, Menschen das Bleiben in ihren Heimatländern annehmbarer erscheinen zu lassen, ist – wenn man einmal von akuter Katastrophenhilfe absieht –, nur so erfolgreich, wie diejenigen, die davon profitieren sollen, darin eine Unterstützung erkennen, die sie aufgreifen können, um ihre Lage im Sinne eigener Anliegen zu verbessern. Punktuell kann Entwicklungszusammenarbeit so erfolgreich sein, dass einige Menschen, die sonst ihre Heimat mangels Lebensperspektive verlassen wollten, dort bleiben. Doch sind die so erreichten Menschen zu wenige, wenn den in ihrer Heimat Bleibenden eine per saldo kaum spürbare Abnahme der Zahlen Flüchtender und Vertriebener – mal mehr aus der einen, dann mehr aus einer anderen Region – gegenübersteht.
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Prinz Asfa-Wossen Asserate:
„Die größten Exporteure von Migranten sind afrikanische Gewaltherrscher und Diktatoren, die ihren eigenen Leuten ein menschenwürdiges Dasein verwehren, die sie verfolgen, die sie unterdrücken, und denen sie nicht genügend Gelegenheit geben , in Brot und Arbeit zu kommen.“
Prinz Asfa-Wossen Asserate: aus dem Interview mit Reinhard Brockmann in dessen Werk: ‚Fluchtursache‘ Afrika – Analysen, Reportagen, Interviews; Münster 2018; S. 132
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Eine je bedeutendere Komponente der Misere Machthabende darstellen, die in exzessiver Weise auf ihren persönlichen Vorteil, auf das Begünstigen eines Verwandten – und Bekanntenkreises aus sind und zugleich erheblichen Teilen ihrer Völker ausreichenden Lebensunterhalt verwehren, individuelle Menschenrechte verletzen, je mehr diese Machthabenden dabei noch international unterstützt werden, ein tendenziell umso größeres Potenzial liegt im wirksamen Unterbinden solchen Geschehens als Schritt dahin, Lebensbedingungen von möglichst vielen mit ihrer Lage Unzufriedenen auf ein subjektiv empfunden erträgliches Niveau anzuheben, sodass weniger Menschen ihre Heimat verlassen müssen oder möchten. Umso ausschlaggebender für ein gedeihliches neben- und miteinander Existieren von Menschen weltweit wird, dass überall eine von Potenzialen für Flucht und Vertreibung weitestmöglich entfernte Regierungsweise herrscht.
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Darauf zu drängen, dass ausgeprägt diktatorisch regierte Herkunftsländer sich nach europäischen Mustern in repräsentativ parlamentarische Demokratien verwandeln, verbessert nicht unbedingt die dortigen Lebensverhältnisse für breitere Bevölkerungskreise. Denn eine repräsentativ parlamentarische Demokratie funktioniert in einem Staat immer nur so gut, wie die vielen Menschen, die den Staat ausmachen, diese Regierungsweise mittragen. Eine repräsentativ parlamentarische Regierungsweise bietet keine Gewähr dafür, dass in der Politik Anliegen aller Bevölkerungsgruppen gleichermaßen berücksichtigt werden. Sind zu wenige Staatszugehörige von der Vorteilhaftigkeit einer repräsentativ parlamentarischen Demokratie überzeugt oder nehmen eine gleichgültige Haltung hinsichtlich ihrer Regierungsweise ein, dann ist die Praxis repräsentativ parlamentarischer Demokratie offen dafür, mehr und mehr Merkmale einer Diktatur anzunehmen, oder wenn der Staat zuvor ausgeprägt diktatorisch regiert wurde, sich kaum davon zu unterscheiden.
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Je seltener es einem Staat gelingt, für viele Zugehörige von Elend geprägte Lebensbedingungen mit einer repräsentativ parlamentarischen Demokratie oder diktatorischerer Regierungsweise soweit zu überwinden, persönliche Lebensverhältnisse möglichst vieler soweit zu verbessern, dass Vertreibung und Flucht keinen Keim internationalen Konfliktpotenzials mehr in sich tragen, umso dringlicher stellt sich die Frage, ob es außer den bisherigen Regierungsweisen noch eine andere Option zum Regieren eines Staates gäbe, die immuner gegen Merkmale von Diktatur wäre und möglichst breiten Bevölkerungskreisen günstigere Rahmenbedingungen im Sinne ihrer individuellen Anliegen eröffnen könnte.
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Jeder Staat benötigt zu seinem nachhaltigen Gelingen eine Regierungsweise, die möglichst viel Potenzial enthält, von den gegebenen Bedingungen aus die größtmögliche Prosperität für möglichst viele an ihm Teilnehmende zuzulassen. Dabei sind Unterschiede in unabänderlichen Lebensbedingungen und entwickelbaren Ausgangslagen von Menschen in den einzelnen Staaten und Regionen mit zu berücksichtigen. Wieviel dann tatsächlich gelingt, hängt von den persönlichen Fähigkeiten und Beiträgen der Akteure und übermächtigen Einflüssen ab.
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Symmetrischeres Regieren könnte diese Anforderungen für Menschen weltweit am weitestreichenden erfüllen. Wer symmetrischer mitregierte, wäre tendenziell geschützter vor der Verletzung seiner individuellen Menschenrechte und befähigter, diese seinen besonderen Anliegen entsprechend zur Geltung zu bringen. Je mehr Menschen weltweit symmetrischer mitregierten, tendenziell umso geschützter wären alle vor diktatorischerem Regieren. Tendenziell umso mehr Menschen verfügten über umfänglichere individuelle Kompetenz, auf Bedrohtsein und Chancen zu achten. Tendenziell umso mehr größer würden die persönlichen Potenziale der einzelnen symmetrischer Mitregierenden, im Sinne ihrer jeweiligen Anliegen initiativ zu werden. Tendenziell umso mehr Menschen erlangten subjektiv beurteilt zufriedenstellendere Lebensbedingungen. Tendenziell umso weniger Menschen sähen sich dazu veranlasst, ihr Land zu verlassen, teilweise ihr Glück in Europa zu suchen.
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Symmetrischeres Regieren wäre weiter von Flucht und Vertreibung begünstigenden Merkmalen einer Diktatur entfernt, als eine aus repräsentativ parlamentarischer Demokratie hervorgehende Zentralregierung. Symmetrischeres Regieren ließe unterschiedlich begabten und kulturell geprägten Menschen größtmögliche Potenziale, sich mit dem ihnen persönlich Wichtigen in ihrem Staat und darüber hinaus einzubringen.
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Die Einführung symmetrischeren Regierens könnte für Menschen in als unerträglich empfundenen Verhältnissen die entscheidende Wende bringen, sich von Regierungsweisen zu befreien, die sich durch exzessive Machtungleichgewichte auszeichnen und breite Bevölkerungskreise daran hindern, ihre persönlichen Leistungspotenziale zu entfalten.
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Je mehr Zugehörige eines Staates symmetrischer mitregierten, tendenziell umso besser geschützt wären diese Menschen davor, von einer ausländischen Macht unterworfen, kolonisiert zu werden.
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Je mehr Menschen weltweit symmetrischer mitregierten und in Eigeninitiative ihre zuvor prekären persönlichen Lebensbedingungen verbesserten, tendenziell umso bedeutendere Perspektiven könnten sich daraus für internationale Arbeitsteilung und Handel zum gegenseitigen Vorteil auch für europäische Volkswirtschaften wie Deutschland ergeben.
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