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… als Beispiel für die Schwierigkeit, sich in besonders existenzbedrohter Lage auf bestimmte Einschätzungen und Handlungsweisen festlegen zu müssen, aber diesbezüglich widersprüchlichen Ansagen nicht ohne weiteres vertrauen zu können
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Bernhard Mosler
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Keine klare Ansage für Laien wegen Streit zwischen Gesundheitsexperten
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Menschen, die meist Laien im Begreifen medizinischer Zusammenhänge sind, erfahren, dass andere, vielleicht auch sie selbst erkranken und einige darunter sterben. Virologen behaupten, die Erkrankung gehe auf die Infektion mit einem noch wenig erforschten Virus zurück. Virologen, anders spezialisierte Experten, Behördensprecher, Politiker und interpretierende Publizisten mutmaßen, es könnten noch viel mehr Menschen an dem Virus erkranken und in der Folge Teile des Gesundheitssystems zusammenbrechen. Unter bestimmten Prämissen würden voraussichtlich soundsoviele weitere Menschen an der Krankheit sterben.
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Fachspezifische Laien nehmen die öffentlichen Verlautbarungen über das Infektionsgeschehen zur Kenntnis, ohne den Grad an Verlässlichkeit dessen, was ihnen Experten und andere über das Virus und die davon ausgehende Ansteckungsgefahr mitteilen, hinlänglich selbst überprüfen zu können. Zunehmende hoheitlich verfügte Einschränkungen in physischen Kontakten und andere Auflagen sollen die Zahlen der Ansteckungen verringern oder wenigstens über einen längeren Zeitraum verteilen. Die meisten Menschen akzeptieren die Einschränkungen.
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Doch Experten und andere widersprechen sich auch öffentlich untereinander im Beschreiben der Krankheit und in Empfehlungen zu ihrer Bekämpfung. Je häufiger dies geschieht, je mehr Gerüchte über verspätete Abwehrmaßnahmen, Kommunikationspannen, Irrtümer, absichtliche Vertuschung oder Beschönigung, über ganz andere Interessen hinter den Äußerungen dazukommen, tendenziell umso mehr Zweifel und Misstrauen machen sich unter den Laien breit. Tendenziell umso eher sinkt ihre Bereitschaft, Verhaltensvorgaben von zentraler Stelle zur Vermeidung oder Überwindung des Unheils zu befolgen. Umso bedeutsamer wird das Erlangen größerer persönlicher Befähigung möglichst vieler Menschen, das um sie herum und mit ihnen Geschehende im eigenen Kopf soweit hinsichtlich der Relevanz für sie persönlich überprüfen zu können, wie der aktuell allgemein öffentlich zugängliche Kenntnisstand dies zulässt. Im Vergleich mit Recherchen in digitalen Informationsnetzen, deren Inhalte bloß disziplinär-interdisziplinär strukturiert sind, könnte der Zugang zum Informationsnetz zweiter Struktur die persönliche Überprüfung von Informationen über die Krankheit erleichtern.
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Keine klare Ansage für Laien wegen Streit zwischen Gesundheitsexperten und Ökonomen
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Mit je umfänglicheren Einschränkungen im Alltag der betroffenen Menschen die Pandemie bekämpft wird und je länger dies andauert, tendenziell umso weitere Kreise der Wirtschaft leiden darunter. Experten der Ökonomie zeigen zwar angesichts der Notlage Verständnis für die Restriktionen, rechnen aber vor, wie sehr mit jedem zusätzlichen Tag Stillstand bestimmter Geschäftsbereiche die betriebs-, volks- und weltwirtschaftlichen Belastungen zunehmen, und dass Unternehmen betroffener Branchen zur Vermeidung nachhaltigeren Schadens so schnell wie möglich ihre Produktion wieder aufnehmen müssten.
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In vielen Laien hat sich die Überzeugung verfestigt, dass es für fast alles in geregelten Qualifikationen anerkannte Fachleute gibt und alle übrigen sich auf das Urteil und den Rat dieser Experten verlassen sollen. Und nun äußern Virologen, es sei das Allerwichtigste, dass Millionen Menschen ihre physischen Kontakte einschränken oder unterbrechen. Dem widersprechen Ökonomen, dies könne viel schlimmere, länger andauernde Folgen für die Volks- und Weltwirtschaft mit sich bringen.
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Lebenswelten von Menschen, wie sie tatsächlich sind, gibt es im disziplinären Denken keines dieser Experten. Die einen wie die anderen sind für Fachbereiche qualifiziert und anerkannt, die jeweils zu keiner Gesamtbeurteilung der gegebenen lebensweltlichen Lage berufen sind. Kein Experte kann den Widerspruch zwischen beiden Zielen so auflösen, dass die Millionen und mehreren Milliarden Menschen in ihren Lebenswelten der Expertenansage – wie in der Theorie vorgesehen – einfach vertrauen und diese befolgen könnten. Disziplinäre Experten können als solche nur Assistenzleistungen erbringen.
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Je länger verschieden ausgerichtete Experten einander öffentlich in einer Angelegenheit widersprechen, in der es für viele Millionen Menschen um ihren Lebensunterhalt oder sogar um ihre Existenz geht, tendenziell umso größer werden die Zweifel bei immer mehr sich betroffen Fühlenden, ob sie zu expertengläubig gewesen sind. Umso bewusster wird ihnen, dass die Gesamtkompetenz für die Wahrnehmung persönlicher Anliegen in dieser Situation bei jedem einzelnen, seiner Sinne mächtigen Menschen liegt, dass sie – wollen sie individuelle Anliegen nicht vernachlässigen – diese Gesamtverantwortung für sich persönlich auch nicht an zentralregierende Personen delegieren dürfen. Zugleich spüren sie – abhängig von ihrer persönlichen Befindlichkeit unterschiedlich ausgeprägt – dass es ihnen an dieser Kompetenz und Selbstbestimmung mangelt.
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Die meisten Menschen kennen die längste Zeit ihres Daseins ihre einzigartige Befindlichkeit und ihre besonderen persönlichen Anliegen so wie niemand sonst. Es liegt also bei den vielen einzelnen einzigartigen, ihrer Sinne mächtigen Menschen, im eigenen Kopf abzuwägen und zu entscheiden, wie sie den Widerspruch weitestmöglich vereinbar mit ihren persönlichen Anliegen auflösen. Recherchen im digitalen Informationsnetz zweiter Struktur könnten es den Einzelnen tendenziell erleichtern, im eigenen Kopf im Sinne des voraussichtlich relativ besten Ergebnisses für ihre jeweiligen persönlichen Anliegen zu klären, wie mit den einander widersprechenden Expertenempfehlungen umzugehen ist.
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