… zu beschneiden fiele eher schwerer
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Bernhard Mosler
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Clive Hamilton – Mareike Ohlberg:
„Tatsächlich willigen westliche Hochschulleitungen mit der Gründung von Universitäten in China wissentlich ein, das Prinzip der Freiheit von Forschung und Lehre zu opfern. Im Jahr 2011 erklärte John Sexton, der Präsident der New York University, im Gespräch mit Bloomberg News, dass ‚Studenten und Lehrkräfte an der neuen Universität (in Shanghai) nicht annehmen sollten, sie könnten die Führung ihrer Regierung oder deren Politik folgenlos kritisieren‘.“
Clive Hamilton – Mareike Ohlberg: Die lautlose Eroberung – Wie China westliche Demokratien unterwandert und die Welt neu ordnet; München, 2020; S. 349
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„Viele Universitätsleitungen im Westen haben mit ihren Handlungen gezeigt, dass sie sich der Freiheit von Lehre und Forschung nicht verpflichtet fühlen und in vielen Fällen überhaupt nicht verstehen, worin sie besteht. Es gibt zahlreiche Beispiele für Führungskräfte von Hochschulen, die sich dem Druck Beijings beugen und Erklärungen wie ‚Wir verstehen die Bedenken, aber die Situation ist komplex‘ oder ‚Die Universität muss ein Gleichgewicht zwischen der Freiheit der Lehre und ihren anderen Zielen herstellen‘ vorbringen. Das Prinzip der Freiheit von Forschung und Lehre ist wertlos, wenn die Universitäten nicht bereit sind, es aktiv zu verteidigen.“
Ebenda S. 345
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Je enger begrenzt eingeschränkt disziplinär-interdisziplinär Forschende ihren Gegenstand definieren, tendenziell umso leichter fällt es ihnen, weiterreichende bestehende Zusammenhänge des Gegenstandes aus ihrer Aufmerksamkeit auszuschließen. Tendenziell umso leichter fällt es ihnen, willkürliche Vorgaben zur Beschneidung der Freiheit von Forschung und Lehre als wissenschaftlich belanglos zu akzeptieren, wenn sie ihr enger gefasstes Forschungsziel als davon unberührt betrachten können. Doch einem je komplexeren menschenweltlichen Umfeld der Gegenstand ausgesetzt ist, tendenziell umso bedeutsamer für menschenweltlich nutzbare Forschungsergebnisse können umfänglichere Zusammenhänge sein.
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Je unzulänglicher Forschende, beschränkt auf disziplinär-interdisziplinäre Forschung noch den in komplexe Gegebenheiten eingebundenen Gegenstand ihrer Forschung wissenschaftlich begreifen, tendenziell umso weniger nehmen sie den Qualitätsunterschied zwischen ergebnisoffen freiem Forschen und weisungsgebunden willkürlich beschnittenem Forschen persönlich wahr. Tendenziell umso bereiter sind sie, sich ihre Freiheit in Forschung und Lehre aus wissenschaftsfernen Gründen beschneiden zu lassen.
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Käme die zweite Forschungsstruktur hinzu, wären die Hürden für Forschende wie Lehrende niedriger, ihren begrenzt definierten Gegenstand auch im Licht größerer Zusammenhänge zu betrachten. Damit korrelierend fiele es Forschenden wie Lehrenden schwerer, ihre Aufmerksamkeit vor der qualitätsmindernden Bedeutung willkürlicher Beschneidungen freier Forschung und Lehre für wissenschaftsbasiert menschenweltbezogene Aussagen zu verschließen.
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Bringschuld öffentlich finanzierter Forschung