publikationen von Bernhard Mosler

diskurs & Progress

Paternalismus

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Bernhard Mosler

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Persönliches Fremdbestimmtsein und Erwartung von Schutz durch andere

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Je weniger ein Mensch begreift,  was in seiner komplexen Umgebung für ihn existenziell relevant ist,  tendenziell umso schwerer fällt es ihm,  sich erfolgreich im Sinne seiner besonderen Anliegen zu verhalten,  wenn er bei digitalen Recherchen zur Vorbereitung von Entscheidungen für bestimmtes Verhalten auf disziplinär-interdisziplinär befüllte Informationsnetze beschränkt ist.  Tendenziell umso eher neigt er dahin,  sich fremdbestimmen zu lassen.  Tendenziell umso empfänglicher ist er für Paternalismus.

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Je fremdbestimmter ein Mensch ist,  ohne davon bisher nachhaltig enttäuscht zu sein,  tendenziell umso empfänglicher ist er für Versprechungen von Politikern und anderen,  ihm bei der Sicherung seiner Existenz zu helfen.  Tendenziell umso eher erwartet er von irgendwoher,  vorzugsweise von der Zentralregierung einen Rundumschutz:  an keine Tätigkeit gebundene Gewährleistung des Lebensunterhalts oder Fernhalten vom Verlust entgeltlicher Beschäftigung genauso wie den Schutz von für unser Dasein als unverzichtbar geltenden natürlichen Umweltbedingungen.  Je mehr Erfahrung er in diesem Zusammenhang mit gehaltenen Versprechen hat,  tendenziell umso eher verlässt er sich auch für die Zukunft darauf.

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Doch je umfassender die Forderung nach persönlicher Absicherung für Millionen Staatszugehörige durch die Zentralregierung oder eine andere Institution ist,  tendenziell umso eher sind diesbezüglich zentral Entscheidende mit sie überfordernden Zielkonflikten konfrontiert:  zum Beispiel die Forderung nach Maßnahmen zum Schutz von für Menschen günstigen klimatischen Bedingungen mit klimaschädlichen entgeltlichen Beschäftigungen zu vereinbaren,  deren Wegfall Beschäftigte arbeitslos machen würde,  ohne dass ihnen allen als Ersatz andere zumutbar erscheinende Tätigkeiten angeboten werden könnten.

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Je existenziell abhängiger ein Mensch von passiv empfangenen Leistungen ist,  tendenziell umso niedriger ist bei existenziellen Schwierigkeiten die Schwelle,  jenseits derer er sich zum Lösen besonderer Probleme,  zum Erfüllen gesetzter Ziele allein ohnmächtig fühlt.  Tendenziell umso eher hofft er,   dass die Zentralregierung oder eine andere Adresse,  an die er sich wenden kann,  ihn in einer seine persönliche Existenz berührenden Krise – zum Beispiel nach Verlust entgeltlicher Beschäftigung oder nach Ausbruch einer viele Menschen gleichzeitig betreffenden ökonomischen Krise – vor dem Sturz ins Bodenlose rettet.

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Je niedriger die Belastungsgrenzen in Krisen sind,  jenseits derer sich Staatszugehörige allein ohnmächtig fühlen,  tendenziell umso größer wird ihr Druck auf über Forderungen Entscheidende,  mit dem Ausschütten von Geld oder anderen Mitteln die Not zu lindern.  Je mehr die mit den Forderungen Konfrontierten darauf bedacht sind,  den Rückhalt in der Bevölkerung nicht zu verlieren,  umso eher lassen sie öffentliche Hilfen zu.  Je mehr sich zentral Entscheidende beim Verteilen von Mitteln danach richten,  wer am lautesten seine Bedürftigkeit beklagt,  oder welche Verteilung der verfügbaren Mittel sich am günstigsten auf die persönliche Beliebtheit in der Bevölkerung auswirken könnte,  tendenziell umso zufälliger setzen die Verteiler die gewährbaren Mittel wirksam zur Überwindung der Krise ein.

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Je größer das zur Überwindung einer Krise eingesetzte Volumen öffentlicher Mittel ist,  tendenziell umso überforderter sind die Mittelverteiler mit der Aufgabe sicherzustellen,  dass alle zu gewährenden Mittel zur Bewältigung der Krise beitragen.  Je komplexer die Gegebenheiten der Krise sind,  tendenziell umso schwerer fällt es den Entscheidern über die Verteilung der Mittel,  in digitalen Recherchen beschränkt auf Informationsnetze erster Struktur zu erkennen,  wo und wie die Mittel voraussichtlich am effizientesten zur Überwindung der Krise beitragen können.  Tendenziell umso eher werden Mittel an Stellen eingesetzt,  wo sie relativ wenig oder überhaupt nichts zur Überwindung der Krise beitragen.

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Je mehr über das Sicherstellen des täglichen Lebensunterhaltes hinaus zu verteilende Mittel unternehmerisch Tätigen zugute kommen,  die aus eigener Kraft im Wettbewerb nicht bestehen könnten,  tendenziell umso eher entwickelt sich die Volkswirtschaft künftig schlechter,  als wenn die zu schwachen Teilnehmenden aus Märkten verschwinden und Teilnehmende mit günstigeren Entwicklungsperspektiven,  die mit einer anfänglichen Unterstützung bessere Aussichten hätten,  sich durchsetzen könnten.

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Verfügten möglichst viele Staatszugehörige mit dem Zugang zum digitalen Informationsnetz zweiter Struktur für Recherchen über mehr persönliche Kompetenz im Umgang mit komplexen Gegebenheiten,  dann wären ihre Schwellen,  jenseits derer sie aus Gefühlen der Ohnmacht nach Rettung durch Maßnahmen der Zentralregierung oder anderswoher verlangten,  tendenziell höher.  Blieben dann eher kleinere Ansprüche aus der Bevölkerung an die Zentralregierung oder eine andere Institution übrig,  und verfügten zentral darüber Entscheidende mit dem Zugang zum Informationsnetz zweiter Struktur über umfänglichere persönliche Fähigkeiten zur Beurteilung der Ansprüche,  könnten zu gewährende Mittel tendenziell zielführender im Sinne bestimmter Absichten an Empfänger verteilt werden.

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Partizipatorische und repräsentative Demokratie

 

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