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Bernhard Mosler
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Wie ließen sich Versäumnisse in der Vorsorge gegen Virus-Seuchen und andere Katastrophen reduzieren?
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Je länger die Corvid-Pandemie andauert, umso mehr Vorwürfe an Zentralregierungen von Staaten und nachgeordnete Behörden werden laut, trotz bekannter Unzulänglichkeiten im Vorbereitetsein auf eine Pandemie Forderungen, die Schwächen zu beheben, jahrelang ignoriert, mancherorts öffentliche Ausgaben dafür sogar gekürzt zu haben. Wie berechtigt diese Vorwürfe im einzelnen sind, ist an dieser Stelle nicht zu beurteilen. Doch soweit die Vorwürfe zutreffen und je mehr die Folgeschäden des Versäumten das überschreiten, was für Maßnahmen der rechtzeitigen Vorsorge hätte aufgewandt werden müssen, umso dringlicher stellt sich die Frage: Wie wäre besser zu gewährleisten, dass sich ähnliche Versäumnisse im Hinblick auf mögliche künftige Seuchen nicht wiederholen?
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Antworten darauf ließen sich auf den Umgang mit allen möglichen, viele Menschen gefährdenden, mit übergroßer Wahrscheinlichkeit zu erwartenden, Vorkehrungen erlaubenden Katastrophen übertragen.
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In Relation zur Gesamtbevölkerung sehr wenige politische Mandatsträger und Entscheider in Behörden teilen öffentliche Mittel für eine große Vielfalt gesellschaftlicher wie individueller Belange zu.
Ihre natürlich begrenzte persönliche geistige Kapazität zwingt Personen, die über die Verteilung öffentlicher Mittel entscheiden, wie alle anderen auch, sich nur mit einer Auswahl aus den auf sie zukommenden Informationen zu befassen und alle anderen Informationen zu vernachlässigen. Das Gesundheitssystem ist bloß ein Bereich von vielen, auf die sich die persönliche Aufmerksamkeit von Entscheidern über die Verwendung des für alle öffentlichen Ausgaben verfügbaren Gesamtetats verteilt.
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Für Entscheider über die Zuteilung von Mitteln aus einem bereits zugewiesenen Etat für alle öffentlichen Ausgaben im Gesundheitswesen stellen Ausgaben für ein besseres Vorbereitetsein auf mögliche künftige Seuchen nur einen von vielen Bereichen innerhalb des Gesundheitswesens dar, die für die Zuteilung öffentlicher Mittel infrage kommen.
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Wenn politische Mandatsträger über die Aufteilung eines mit knappen Mitteln ausgestatteten öffentlichen Gesamtetats auf viele verschiedene, an sie herangetragene Ansprüche entscheiden, müssen sie Prioritäten setzen. Dabei kann es zu Fehleinschätzungen kommen, was die existenzielle Relevanz der Erfüllung bestimmter Ansprüche für das Funktionieren des Zusammenlebens im Staat betrifft. Bekommt ein besonders wichtiger Bereich wie das Gesundheitswesen zu wenige öffentliche Mittel, kann dies schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Das gleiche gilt, wenn innerhalb des Gesundheitswesens die Prioritäten unzulänglich im Sinne einer guten Versorgung gesetzt werden.
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Angenommen, es wären den in Relation zur Gesamtbevölkerung sehr wenigen für das Funktionieren der professionellen Gesundheitsversorgung in Deutschland Verantwortlichen und auch Politikern, die über die Zuteilung knapper öffentlicher Mittel bestimmen, seit Jahren Informationen darüber zugänglich gewesen, dass wir mit übergroßer Wahrscheinlichkeit früher oder später mit einer Virus-Seuche konfrontiert würden. Angenommen, die Entscheider unterließen Maßnahmen zur besseren Vorbereitung darauf, obwohl ihnen solche Optionen bekannt sein konnten.
Angenommen, die Schadensfolgen der Corvid-Pandemie für Deutschland werden erheblich größer, als dies bei besserer Vorsorge hätte sein können. Würde sich daran im Hinblick auf die Gefahr künftiger Seuchen bei Verfügung über das digitale Informationsnetz zweiter Struktur etwas ändern?
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Mit Zugang zum Informtionsnetz zweiter Struktur eröffnete sich für Millionen Menschen die Perspektive symmetrischeren Mitregierens. Wenn es um Maßnahmen zum besseren Vorbereitetsein auf die Abwehr einer möglichen künftigen Virus-Seuche geht, denken die meisten eher als die wenigen Entscheider während ihrer Verteilung öffentlicher Mittel für verschiedene Zwecke an die Gefahr für sich selbst oder für aus besonderen Gründen mit ihnen verbundene Menschen. Es ist davon auszugehen, dass sich einige von ihnen vorrangiger mit Möglichkeiten besseren Vorbereitetseins auf die Seuche auseinandersetzen als eine Person, die gerade über die Verteilung öffentlicher Mittel für unterschiedliche Zwecke entscheidet. Je mehr verschiedene Forderungen an eine solche Person herangetragen werden, bestimmte Zwecke bei der Zuteilung knapper Mittel zu berücksichtigen, umso weniger Zeit hat sie während des Entscheidungsvorgangs, an die Bedeutung eines einzelnen für eine Mittelzuteilung infrage kommenden Bereichs wie Vorkehrungen gegen mögliche künftige Seuchen zu denken.
Bei symmetrischerem Regieren brächten sich viel mehr Menschen mit genauso vielen Erfahrungshorizonten und addiert entsprechend großer Kapazität zur persönlichen geistigen Verarbeitung von Informationen mit ihren besonderen Anliegen bewusster in das Regieren ein. Dafür, dass in den Köpfen einiger von ihnen Vorkehrungen gegen etwas so Schadensträchtiges wie eine Virus-Seuche eher die gebührende Aufmerksamkeit fände, spricht, dass es für alle mit Zugang zum Informationsnetz zweiter Struktur leichter wäre, sich über eine mögliche Bedrohung ihrer persönlichen Existenz durch eine Virus-Seuche zu informieren. Im Netz zweiter Struktur könnte auch jeder von ihnen leichter herausfinden, wie er Forderungen nach öffentlichen Mitteln möglichst erfolgreich für einen Bereich zur Geltung bringen könnte, dessen Ausstattung er für mangelhaft hält.
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Im Prinzip genauso wäre dies den vielen Einzelnen auch im Hinblick auf andere denkbare Katastrophen möglich, die mit besonderen vorsorglichen, vom Aufwand in Relation zu den Schadensrisiken her betrachtet vertretbar erscheinenden Maßnahmen der Voraussicht nach in ihrem Verlauf tendenziell zu lindern oder sogar zu unterbinden sind.
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Eher weniger fehlgeleitetes Geld …