publikationen von Bernhard Mosler

diskurs & Progress

Wissenschaft und individuelle Freiheit

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Bernhard Mosler

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Disziplinäre und gelegentlich davon ausgehende interdisziplinäre Wissenschaft sieht ihren Erfolg hauptsächlich darin,  in bestimmten Objekten besondere Details und Regelmäßigkeiten des Verhaltens zu entdecken;  herauszufinden,  wie das Objekt auf bestimmte Signale oder Eingriffe reagiert und was zu tun ist,  um das Objekt zu bestimmtem Verhalten zu veranlassen,  den eigenen Interessen „untertan“ zu machen.  Damit trägt disziplinäre beziehungsweise interdisziplinäre Wissenschaft dazu bei,  dass sich Menschen in ihrer Umgebung weniger ohnmächtig gegenüber Gefahren fühlen,  eher souveräner verhalten.  So leisten disziplinäre und interdisziplinäre Wissenschaft wichtige Vorarbeit zur Erweiterung der Möglichkeiten von Menschen,  mit bestimmten Absichten in ihre Umwelt eingreifen,  sich darin behaupten, über ihr Leben hinaus Bleibendes schaffen zu können.  Soweit machen disziplinäre und interdisziplinäre Wissenschaft Menschen freier, in der Gestaltung ihres Daseins zwischen verschiedenen Optionen wählen zu können.

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Objekt disziplinären wie interdisziplinären Forschens können auch Menschen sein.  Fortschritte in der Medizin erlauben vielen Menschen,  gesundheitliche Beeinträchtigungen zu lindern oder zu überwinden, und damit tendenziell mehr Freiheit, ihr Leben gestalten zu können.

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Andererseits hat disziplinäre Wissenschaft nur ungern mit Lebensbedingungen von Menschen zu tun,  in denen sich jeder Einzelne von seiner einzigartigen Befindlichkeit aus, die niemand sonst so subjektiv erfährt und eigenartig kennt wie er,  in besonderer Hinsicht frei für bestimmtes Verhalten entscheidet.  Vom disziplinärwissenschaftlichen Standpunkt aus kommt es eher einer Kapitulation gleich,  anerkennen zu müssen,  dass sich ein Forschungsobjekt Mensch mal so,  mal anders verhält,  ohne dass von außen einzusehen wäre,  warum.

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Disziplinär Forschende, die einen bestimmten Gegenstand genauer begreifen möchten,  finden sich eher ungern mit Betrachtungsweisen ab,  die individueller Verhaltensfreiheit vieler Einbezogener maßgebliche Bedeutung für weniger menschengemachte ökonomische Krisen,  für effizienteres Bewahren natürlicher Ressourcen,  für mehr ökonomische Prosperität einer Volkswirtschaft oder eines anders definierten Wirtschaftsraumes beimessen.

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Disziplinär Forschende fühlen sich meist bestätigter,  erfolgreicher,  wenn sie erkennen,  dass mit besonderen Eingriffen von zentraler Stelle bestimmte Ergebnisse begünstigt oder erzielt werden.  Dann kommt das,  was auf disziplinäre beziehungsweise interdisziplinäre Herangehensweisen beschränkte Wissenschaft für ihren Erfolg hält,  tendenziell zentralregierenden Personen entgegen,  die den vielen einzelnen Staatszugehörigen bestimmtes Verhalten vorschreiben möchten,  was deren individuelle Gestaltungsfreiheiten einschränkt.

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Erst mit dem Aufbau der ergänzenden zweiten Forschungsstruktur und des ihr entsprechenden digitalen Informationsnetzes würden disziplinär Forschende aufgeschlossener dafür,  das Anerkennen individueller Verhaltensfreiheit von Menschen als Fortschritt beim Aufklären unserer Welt zu bewerten.

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Denn beim Aufbau der zweiten Forschungsstruktur muss man sich mit dem Zustandekommen von zweierlei Naturgesetzen befassen:  zum einen mit solchen,  die bereits beim für uns Menschen unerklärlichen Entstehen des Kosmos aus dem „Nichts“ da sind;  zum anderen mit Naturgesetzen, die sich erst während der weiteren Entwicklung des Kosmos zeigen.  In Das Einzigartige weg vom Einen (2006) werden Naturgesetze,  die bereits bei Beginn des Kosmos da sind, als Urgesetze,  erst später sich zeigende Naturgesetze als von Körpern gemachte Naturgesetze bezeichnet.  Ein Urgesetz kann von keinen Körpern (einfachste Definition für Körper: irgendetwas aus Energie Bestehendes) geschaffen,  geändert oder zum Verschwinden gebracht werden.  Ein von Körpern gemachtes Naturgesetz kann entstehen,  sich wandeln,  zeigt sich eventuell irgendwann im sich weiter entwickelnden Universum gar nicht mehr.

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Ein von Körpern gemachtes Naturgesetz bedingt Entscheidungen von Körpern aus sich selbst heraus jeweils zwischen mehreren Verhaltensoptionen für ein bestimmtes Verhalten beziehungsweise gegen ein anderes.  Eine solche Entscheidung kann niemand von außen für die einzelnen Körper treffen.  Dass ein von Körpern gemachtes Naturgesetz unter bestimmten gleichen Bedingungen wiederholt zu erkennen ist,  hat damit zu tun,  dass jeder am Erscheinungsbild des Gesetzes beteiligte Körper für sich selbst nach möglichst viel Ablauf beziehungsweise möglichst wenig Vorstellung strebt.

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Folgt man der Unterscheidung zwischen Urgesetzen und von Körpern gemachten Naturgesetzen,  bedeutet dies das Anerkennen individueller Verhaltensfreiheit in dem Sinne,  dass der entscheidende Körper unter mehreren Verhaltensoptionen ein bestimmtes Verhalten wählt,  dabei zwar Einflüsse anderer Körper mitberücksichtigen muss,  aber in seine Entscheidung auch Aspekte einbezieht,  die niemand sonst von außen so spezifisch zusammen betrachtet und beurteilt wie er selbst.

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Anziehung

 

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