publikationen von Bernhard Mosler

diskurs & Progress

Marktwirtschaft – zentrale Eingriffe – Symmetrischeres Regieren

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Bernhard Mosler

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Dani Rodrik:

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Die Dichotomie zwischen Markt und Staat – zwischen Wirtschaft und politischer Herrschaft – ist falsch und verdeckt mehr, als sie offenbart.  Die Marktwirtschaft und insbesondere der Freihandel,  kann ohne verbindliche Regeln und eine ihre Einhaltung kontrollierende Instanz nicht funktionieren.

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Dani Rodrik:  Das Globalisierungsparadox – Die Demokratie und die Zukunft der Weltwirtschaft;  München 2011;  S.34

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Doch je komplexer Daseinsbedingungen sind,  tendenziell umso eher mangelt es Personen,  die zentral Regeln für Märkte formulieren und erzwingen,  an ausreichendem Verstehen des Gegenstandes,  in den sie eingreifen.  Tendenziell umso eher verfehlen zentral erlassene Regeln für Märkte beabsichtigte Ziele.  Tendenziell umso eher bleiben Eingriffe ohne Folgen von Belang oder erscheinen wie Fesseln,  die Erwünschtes behindern,  oder erweisen sich an den Absichten gemessen sogar als kontraproduktiv.

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Je komplexer Daeinsbedingungen sind,  tendenziell umso unübersichtlicher kann ein zentral vorgegebenes Regelwerk werden,  das zur Vermeidung eines Bruchs bestimmter Vorgaben möglichst viel berücksichtigen soll.

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Angenommen,  man setzt zentral veranlasste,  durch Recht erzwungene Regeln für einen Markt außer Kraft,  weil diese Regeln Geschäfte erschweren und man sich ohne die Vorgaben mehr volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Prosperität verspricht.  Auch angenommen,  Akteuren und von dem Markt irgendwie sonst berührten Personen mangelt es an Kompetenz,  die komplexe Befindlichkeit ausreichend zu verstehen,  um mit den deregulierten Verhältnissen oder einem aus diesen erwachsenden Bedrohtsein erfolgreich in ihrem jeweiligen Sinne umzugehen.  Dann kann das besondere Dereguliertsein unerwünschte Folgen haben.  Die Konsequenzen können in einem besonderen Zusammenhang umso verheerender sein,  je feinmaschiger wechselseitige Abhängigkeiten zwischen Menschen national und über Staatsgrenzen hinaus sind.

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Solche Erfahrungen können in einer Volkswirtschaft ideologischen Streit zwischen Anhängern staatlicher Lenkung und Befürwortern einer von staatlichen Eingriffen möglichst freien Marktwirtschaft befeuern.  Sind die Kontrahenten mit dem Verstehen und Beschreiben des komplexen Gegenstandes überfordert und erkennen keinen zielführenden Ausweg,  neigen sie dazu,  sich in Vorwürfen gegeneinander zu erschöpfen.

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Was wäre zu tun?

Überall da, wo die Funktionsfähigkeit von Märkten besondere Verhaltenskompetenz voraussetzt,  der keine zentralen Verhaltensvorgaben genügen,  weil zu wenige mögliche Befindlichkeiten darin berücksichtigt sind,  müssten die Teilnehmer an einem Markt über besondere persönliche Kompetenz verfügen,  in ihrer jeweiligen Situation Entscheidungen im Sinne ihrer jeweiligen Anliegen zu treffen,  unerwünschte Neben- und Fernwirkungen nach Möglichkeit zu vermeiden.  Ihre diesbezüglichen Fähigkeiten könnten sie mit dem Zugang zu Recherchen im digitalen Informationsnetz zweiter Struktur tendenziell erhöhen.

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Über je größere Kompetenz die Akteure an einem Markt und andere davon Betroffene im Umgang mit komplexen Daseinsbedingungen durch den Zugang zu Recherchen im Netz zweiter Struktur verfügten und je mehr sie von dieser Kompetenz Gebrauch machten,  tendenziell umso kleiner wäre das Risiko einer irgendwie schadensträchtigen Entwicklung aufgrund fehlender Regulierung von zentraler Stelle oder nach dem Wegfall einer zentral auferlegten Regelung.

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Je mehr die Akteure an einem Markt und anders davon passiv Betroffene in ihrem Verhalten mitberücksichtigten,  ob die Neben- und Fernwirkungen von Aktivitäten am Markt auch ihren persönlichen Anliegen entsprechen,  tendenziell umso eher würden sie aus eigenem Interesse de facto regulatorische Funktionen erfüllen,  ohne sich dazu unbedingt untereinander abstimmen zu müssen.  Tendenziell umso kleiner im Umfang wäre das,  was dann noch an Ergebnissen eines Marktes übrigbliebe,  die im Sinne des Gemeinwohls unverträglich erscheinen.  Tendenziell umso eher wäre dies mit regulatorischen Eingriffen von außen beherrschbar.

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Verfügten Personen,  die zentral Regeln für Märkte formulieren und beschließen,  diesbezüglich durch den Zugang zu Recherchen im Netz zweiter Struktur über umfänglichere Kompetenz im Umgang mit komplexen Befindlichkeiten,  könnten zentral erlassene Regeln tendenziell seltener auf Unzufriedenheit betroffener Personen stoßen.

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Staat mit persönlichen Anliegen möglichst vieler vereinbaren

 

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