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Bernhard Mosler
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Kofi Annan:
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„ … in vielerlei Hinsicht gibt es zwei UNO’s. Die eine besteht aus der Organisation mit dem Sekretariat unter der Leitung des Generalsekretärs, die andere bilden die Mitgliedsstaaten. Wenn alles gutgeht, beansprucht jeder das Verdienst für sich. Aber wenn etwas schiefläuft, wird allzuoft nur der ersten UNO die Schuld angelastet, obwohl sie, was ihre Ressourcen sowie ihre politische Orientierung und Handlungsvollmacht angeht, völlig von der zweiten abhängt.“
Kofi Annan mit Nader Mousavizadeh: Ein Leben in Krieg und Frieden; München 2012; S. 195
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„Die Vereinten Nationen sollten nach meiner Überzeugung für die Rechte des Einzelnen ebenso nachdrücklich eintreten wie für die Rechte von Staaten.“
ebenda S. 117
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Der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen stellt fest, dass diese hinsichtlich ihrer politischen Orientierung und Handlungsvollmacht völlig von den Zentralregierungen der Mitgliedstaaten abhängig sind. Er verlangt, dass sich die Vereinten Nationen ebenso nachdrücklich für die Rechte der vielen einzelnen Staatszugehörigen wie für die Rechte von Staaten einsetzen sollen. Dann müssen die Zentralregierungen der Mitgliedstaaten die Vereinten Nationen damit beauftragen, sich für die Rechte der vielen Einzelnen ebenso nachdrücklich einzusetzen und die Vereinten Nationen entsprechend mit Mitteln ausstatten.
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Doch je komplexer Daseinsbedingungen weltweit sind, tendenziell umso überforderter sind die zentralregierenden Personen schon in den Grenzen ihres jeweiligen Territoriums mit der Aufgabe, in ihren politischen Entscheidungen den individuellen Befindlichkeiten der vielen Staatszugehörigen einigermaßen gerecht zu werden, für die persönlichen Anliegen eines jeden von ihnen einzutreten. Tendenziell umso überforderter sind die zentralregierenden Personen auch mit der Aufgabe, die Organisation der Vereinten Nationen so auszustatten, dass diese für die individuellen Rechte der vielen einzelnen Staatszugehörigen gleichermaßen wie für die Rechte von Staaten eintreten könnten. Entsprechend schlecht sind die Aussichten, dass die Zentralregierenden der Mitgliedstaaten dem Wunsch Kofi Annans nachkommen und die Charta der Vereinten Nationen hinsichtlich der Gewährleistung individueller Menschenrechte umfänglicher erfüllen werden.
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Anders wäre die Lage bei symmetrischerem Regieren. Dabei würden ständig viele einzelne an die digitale Welt angeschlossene Menschen von ihren jeweiligen individuellen Befindlichkeiten aus mitregieren. Die Vielen würden sich in dem Maße für die Rechte des Einzelnen einsetzen, wie jeder von ihnen sich mit Recherchen im digitalen Informationsnetz zweiter Struktur darum bemühte, sein Verhalten so zu gestalten, dass möglichst auch Neben- und Fernwirkungen seinen persönlichen Anliegen entsprechen. Die vielen symmetrischer Mitregierenden würden sich nur für ihre persönlichen Anliegen einsetzen. Ihr Engagement könnte saldiert energischer Rechte der Einzelnen zur Geltung bringen als die anwaltliche Vertretung durch zentralregierende Personen für eine anonyme Masse von Menschen. Eher mit mehr Nachdruck könnten die Einzelnen saldiert ihre jeweiligen Zentralregierungen und die Vereinten Nationen damit beauftragen, sich für die Rechte des Einzelnen stark zu machen.
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Die Vereinten Nationen könnten Teil des Apparates sein, der Funktionen um Ströme gleichgerichteten Verhaltens herum erfüllte, die aus symmetrischerem Regieren vieler Einzelner resultierten. Je mehr die vielen Einzelnen die Vereinten Nationen in ihr jeweiliges Verhalten einbezögen, ohne dass Zentralregierungen von Staaten dies vereitelten, tendenziell umso aufmerksamer würden die Vereinten Nationen für die Rechte des Einzelnen. Tendenziell umso eher würden die Rechte von Staaten nur soweit beachtet, wie sie nicht den Rechten der vielen Einzelnen widersprechen. Anderenfalls neigten die symmetrischer Mitregierenden dazu, dem Recht des Einzelnen an den Vereinten Nationen vorbei in vorhandenen oder neu aufzubauenden übernationalen Organisationsweisen mehr Geltung zu verschaffen.
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Persönliche Teilnahme an übernationalen staatsähnlichen Organisationsweisen