publikationen von Bernhard Mosler

diskurs & Progress

Mehr Komplexität erschwert zentrales Regieren von Staaten

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Bernhard Mosler

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Bei zunehmender Komplexität werden Staaten mit auf parlamentarische Demokratie gestützter

wie auch diktatorischerer Zentralregierung  tendenziell unregierbarer

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Seit Beginn unserer Geschichte stellte sich Menschen die Aufgabe, Zusammenleben zu organisieren.  Abhängig von der Zahl der Menschen,  die eine Gemeinschaft bildeten,  von der Komplexität ihrer gegebenen Lage,  von ihrem zivilisatorischen Entwicklungsgrad und ihren Ansprüchen entschieden sie sich für bestimmte Arten der Organisation.  Über die Anfänge ist zwar sehr wenig bekannt.  Aber irgendwie muss es mit mindestens zwei Menschen begonnen haben.  Mann, Frau und Kind bildeten eine Familie.  Aus der Vermehrung entstanden Stämme und Stammesgesellschaften,  Staaten als Königreiche ohne und mit Untergliederung in Fürstentümer,  mit der Macht des Stärkeren Diktaturen milderer und rücksichtsloserer Ausprägung,  nach vereinbartem Recht repräsentativ demokratisch legitimierte Regierungen.

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Letztgenannte – organisiert von miteinander konkurrierenden,  regelmäßigen Wahlen unterzogenen Parteien – wurden in der Vergangenheit relativ weitestgehend den unterschiedlichen Befindlichkeiten und Wünschen der vielen einzelnen Teilnehmenden gerecht.  Beispiele wie die Bundesrepublik Deutschland lassen zwar viele Wünsche im Regieren unerfüllt,  haben aber bewiesen,  dass parteiendemokratisch organisiertes Regieren besser als irgendeine bis dahin praktizierte Regierungsweise sonst Millionen Staatszugehörigen individuelle Grundrechte und gleiches Recht für alle gewährleisten kann.

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Andererseits ist ein repräsentativ demokratisch regierter Staat aber auch zur Beschränkung der Partizipation an Früchten des Regierens auf eine Teilgruppe der Bevölkerung hin offen.

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Ein Staat kann dem formalen Schein nach repräsentativ demokratisch geführt werden,  aber in Wirklichkeit durch besondere Maßnahmen der Regierung einige wenige Personen zum Nachteil der Bevölkerungsmehrheit begünstigen.  Mit dem Delegieren von Befugnissen an einige wenige politisch aktive Personen,  die für alle Staatszugehörigen Entscheidungen treffen sollen,  sowie mit dem naturgegebenen Begrenztsein der einzelnen Handelnden auf selektive Wahrnehmung und Verarbeitung auf sie einströmender Informationen ist in der repräsentativen Demokratie bereits eine Neigung der mit dem Regieren beauftragten Personen angelegt,  überproportional eine Teilgruppe der Bevölkerung zu begünstigen und die anderen Gruppen zu vernachlässigen.

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Je komplexer Daseinsbedingungen sind,  tendenziell umso eher nehmen Millionen Menschen mit Verhalten,  das von kleinen persönlichen Absichten geleitet ist,  ob sie es wollen oder nicht,  zugleich Einfluss auf größere Zusammenhänge.  Damit einhergehend verlieren einige wenige Personen,  denen das Regieren eines Staates übertragen ist,  tendenziell an Gestaltungsmacht.  Das bedeutet:  Bei zunehmender Komplexität von Daseinsbedingungen wird das Scheitern einiger weniger zentralregierender Personen an dem Bemühen, einen Staat im Sinne aller ihn bildenden Menschen gedeihlich zu entwickeln,  immer wahrscheinlicher.  Weicht man zu einer Diktatur aus,  werden die Ergebnisse eher noch schlechter.  Denn eine Diktatur neigt von vorneherein dahin,  den Interessen einer Teilgruppe im Staat überproportional zu Lasten der übrigen Bevölkerung zu dienen.  Ohne eine neue Organisationsweise,  die den vielen einzelnen Menschen ermöglicht,  sich ständig von ihrer individuellen Befindlichkeit aus in das Regieren einzubringen,  werden die Staaten immer unregierbarer.  Als Antwort darauf erreichte Komplexität mehr als punktuell und in einem für das Regieren von Staaten relevanten Maße zurückzuführen,  ist niemand in der Lage.

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Je mehr betroffene Menschen darunter leiden,  tendenziell umso motivierter sehnen sie sich danach,  ihre vielfältigen individuellen Anliegen ausdrücklicher und mit zufriedenstellenderen Ergebnissen in das Gemeinwesen,  den Staat und darüberhinaus einbringen zu können.

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Machtschwund von zentral Regierenden …

 

 

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